Tire to Tire: Auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Verlängerung der Lebensdauer
Eine erste Möglichkeit für die Wiederverwertung von Reifen ist die Verlängerung von deren Lebensdauer.
In der Struktur noch gute Reifen können mit dem Nachschneiden der Profilrillen weiter genutzt werden. In der Vergangenheit musste das Nachschneiden mühsam per Hand erfolgen. Heute gibt es hierfür halbautomatische Maschinen. Die Laufleistung von Nutzfahrzeugreifen lässt sich damit wesentlich verlängern. Ein nachgeschnittener Reifen verbraucht außerdem weniger Kraftstoff, was sich positiv auf die CO₂-Bilanz auswirkt.
Analyse des Lebenszyklus
Ein wichtiger Schritt in Richtung effiziente Wiederverwendung ist die Reifenanalyse.
In die Reifen integrierte RFID-Technologie ermöglicht eine umfassende Betrachtung des gesamten Lebenszyklus von Reifen, inklusive des Recyclings. In Kombination mit moderner Analysesoftware können so verschiedene Aspekte der Reifenlebensdauer und der Runderneuerung verwaltet werden. Bei Lkw-Reifen und im Motorsport wird die RFID-Technologie bereits eingesetzt und soll nun vermehrt auch in Leichtfahrzeugreifen integriert werden.
Altreifen-Recyclinganlage auf Basis der Pyrolysetechnologie. © Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA / Scandinavian Enviro Systems AB
Recycling entlang der Lieferkette
Entscheidend für die nachhaltige Produktion von Reifen ist deren Recycling. Mit neuen Thermolyseanlagen lassen sich Gummi und diverse Kunststoffe effizient wiederverwerten. Gemeinsam mit der Forschung entwickelte Technologien ermöglichen mittlerweile das Recycling entlang der gesamten Lieferkette. Auch Rezyklate wie Polyester aus alten PET-Flaschen oder Abfälle aus der Landwirtschaft haben einen wachsenden Anteil am Reifenmaterial. Neue Modelle bestehen teilweise schon zu einem überwiegenden Teil aus recycelten Materialien.
Wiederverwertung der Rohstoffe
Die erfolgreiche Wiederverwertung von Altreifen ist ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft. Für einen vollständigen Produktionszyklus müssen die einzelnen Komponenten von Reifen wie Kautschuk, Kunststoff oder Stahl getrennt und aufbereitet werden. Hierfür werden heute Methoden des chemischen Recyclings wie die Pyrolyse weiterentwickelt. Der Stahldraht wird extrahiert, die Reifen in mehreren Stufen geschreddert und das Gummigranulat in einem Reaktor verdampft, so dass übrig bleibende Bestandteile wieder als Rohstoffe dienen können.
Die THE TIRE COLOGNE widmet sich 2024 noch stärker dem Thema Runderneuerung und Nachhaltigkeit von Reifen. © Koelnmesse GmbH
Zukunftsweisende Innovationen
Mit innovativen Methoden wird der Entwicklung hin zu einer Circular Economy in der Reifenindustrie neuer Schub verliehen.
So arbeiten Cleantech-Unternehmen daran, Pyrolyse- und Destillationstechnologien zu kombinieren und so den Ressourcenkreislauf zu schließen. Pyrolyse-Öl könnte künftig eine Alternative zu fossilen Treibstoffen sein. Für die Zukunft sind außerdem Innovationen im Bereich Produktionseffizienz und Energieeinsparung in Verbindung mit der Anwendung von Automatisierung, künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen zu erwarten.
Mit der Circular Economy area wird THE TIRE COLOGNE 2024 die Kreislaufwirtschaft in den Fokus nehmen. © Koelnmesse GmbH
Circular Economy Area
Wie eine Reifen-Kreislaufwirtschaft konkret aussehen könnte, zeigt die kommende THE TIRE COLOGNE vom 4. bis zum 6. Juni 2024. In der zentralen Messehalle 7 wird die Circular Economy Area eine Plattform für Runderneuerung und effizientes Recycling bieten. Gemeinsam mit Partnern stellt dort u.a. die Allianz Zukunft Reifen (AZuR) die verschiedenen Phasen der Kreislaufwirtschaft vor: Von der nachhaltigen Neureifenherstellung über die Runderneuerung bis hin zur stofflichen und chemischen Verwertung. Ein Forum mit verschiedenen Expertenrunden und Panel-Diskussionen soll ebenfalls zum Austausch neuer Lösungsansätze anregen – wichtige Impulse für den weiteren Weg in Richtung einer nachhaltigen Reifenindustrie.
Autor: Leif Hallerbach I Broekman+Partner
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Leif Hallerbach I Broekman+Partner